Sabine Jelineks Blick ist auf die Gegenstände, Dinge und Sachen des alltäglichen Lebens gerichtet. Manches davon mag vielleicht irgendwann absichtlich so hingelegt worden sein, anderes türmt sich nur zufällig. Der Künstlerin fällt ins Auge worüber unsere Wahrnehmung meist nur unbewusst hinweg gleitet. Dinge umgeben uns ständig, wir nutzen sie aber brauchen sie nicht immer. Wir sehen sie nicht und nehmen sie doch wahr. Sie geben so vieles von dem preis, was uns im Leben wichtig ist. Nun greift Sabine Jelinek zur Kamera und holt aus diesem Strom der Eindrücke einige präzise Momente heraus. Das stille Leben, das auf ihren Bildern erscheint, bedarf der geschärften Aufmerksamkeit der Künstlerin, um sich gegen die Zeit behaupten zu können. Und doch verewigt Sabine Jelinek nichts. Ganz im Gegenteil, denn was sie festhält ist nicht der Stillstand der Zeit, sondern deren Vergänglichkeit. Dazu passt auch das Medium, für das sie sich entschieden hat.
Die Polaroids sind einmalig und unwiederbringlich, nicht ein Abzug unter vielen und schon gar keine digitale Bildwirklichkeit, die endlos nachbearbeitet und zurechtgerückt werden kann. Polaroids gehen nicht über den Augenblick ihrer Aufnahme hinaus. Auch, dass sich Sabine Jelinek für so aufwendige Rahmen entschieden hat, in denen sie ihre Fotografien präsentiert, geht nicht allein auf eine geschmackliche Entscheidung zurück. Die gerahmten Polaroids verweisen darauf, welch paradoxes künstlerisches Medium ein Stillleben darstellt. Die gezeigten Gegenstände des Alltags erscheinen uns kostbar und der Realität entrückt. Wir sehen auf den Fotografien, was wir nur zu gut kennen, ob nun Zitronen oder Geschirr. Doch erkennen wir darin nicht allein das Lebensmittel oder nützliche Ding. Die festgehaltene natura morta mag vielleicht noch, wie von fern, an einen banalen Gebrauch erinnern, doch schauen wir längst schon mit dem Blick der Künstlerin.
Die Stillleben von Sabine Jelinek sind Kleinode, die wir so sehr brauchen, um den notwendigen Abstand einzulegen – zwischen uns und der Welt.
Brigitte Felderer, anlässlich der Ausstellung "My Still Life Polaroids", 2010
Sabine Jelinek's view is focused on objects, stuff and things of everyday life. Some of it may have been deliberately put down like that at some point in the day, while others just pile up randomly. The artist catches the eye over which our perception mostly only unconsciously glides away. Things surround us constantly, we use them but we do not always need them. We do not see but yet perceive them. They reveal so much of what is so important to us in life. Now Sabine Jelinek reaches for the camera and gets some precise moments out of this stream of impressions. The quiet life that appears in her pictures requires the keen attention of the artist in order to assert herself against the time. And yet Sabine Jelinek does not eternalize anything. In the contrary, she rather captures transience than standstill of time. This also fits the medium for which she has decided.
The Polaroids are unique and irretrievable, not a deduction among many and certainly not a digital image reality, which can be endlessly edited and adjusted. Polaroids do not go beyond the moment of their capture. Also, that Sabine Jelinek has decided on such elaborate frames in which she presents her photographs, does not go back to a taste decision alone. The framed Polaroids refer to the paradoxical artistic medium of a still life. The objects of everyday life shown to us appear precious and removed from reality. We see in the photographs what we know only too well, whether lemons or crockery. But we do not only recognize the food or the useful thing in it. The recorded “natura morta” may still reminiscent of a banal use, as if from afar, but we have long been looking with the artist's gaze.
The still lifes of Sabine Jelinek are gems that we need so much to set the necessary distance - between us and the world.
Brigitte Felderer, on the occasion of the exhibition "My Still Life Polaroids", 2010
-
"Miroir (G.Matt-Series)", 2009 / "Toilette II (G.Matt-Series)", 2009 / "Canape (G.Matt-Series)", 2009 / "Luminaire (G.Matt-Series)", 2009 / "Reflection (G.Matt-Series)", 2009 / "Polanoid (Liquid)", 2008 / "Vienna Light I”, 2009 / "Vienna Light II”, 2009 / "Vienna Light IV”, 2010 / "Wienerwald I” {Vienna Woods I}, 2010 / "Wienerwald II” {Vienna Woods II}, 2010 / “Vienna Lines, Green Sky”, 2010 / “Man in Landscape I + II”, Diptych, 2010 / “Schönau, Aulandschaft” {Schönau, Floodplain}, 2012 / “Todesbahn Prater I-IV”, 2012 / “Chiaroscuro II”, 2013 / “Rocaille”, 2013 / “Ümitz, Hölle” {Ümitz, Hell}, 2013 / “Illmitz, Hölle I” {Illmitz, Hell I}, 2013 / “Illmitz, Hölle III” {Illmitz, Hell III}, 2013
Polaroids, each 11 x 9 cm, gerahmt/framed, each 27 x 21 cm
Built with Berta